JAZZ
Kenny Barron, Dave H olland
THE ART OF CONVERSATION
Impulse/Univetsal CD
(65
')
Von Dizzy Gillespie bis hin zu den
letzten Aufnahmen von Stan Getz:
Kenny Barron nahm fast immer
die
Rolle des begnadeten Side-
man ein. Die eigene Karriere des
stilistisch flexiblen Pianisten, der
in fast jedem Bereich afroamerika-
nischer Musik seine Spuren hinter-
ließ, verlief eher unauffällig. Dabei
zählt Barron zur raren Schar von
Interpreten, deren klischeefreie
Improvisationen mit illustrer Mo-
tivdichte angereichert sind.
Aktuelles Exempel seiner Krea-
tivität sind die Duo-Aufnahmen
mit dem Bassisten Dave Holland.
Dabei begegneten sich die bei-
den Künstler auf Augenhöhe. Bei
keiner seinen vielen musikali-
schen Begegnungen beschränk-
te sich Dave Holland auf reine
Begleitfunktion, sondern machte
sowohl als virtuoser Bassist wie
auch Komponist auf sich aufmerk-
sam. Mit seiner Eigenkomposition
„The Oracle“ beginnt der gestalte-
rische Austausch mit dem Pianis-
ten. Das Intro, mit einer wie für ein
Ballett geschaffenen tänzerischen
Bassfigur, führt zu einem aparten
Reigen heiterer Pianomotive, in
dem sich zum Ende sogar Spu-
ren lateinamerikanischer Klänge
einfinden. Von ähnlich gestalte-
rischer Raffinesse ist Barrons im-
pressionistisches „Seascape“, in
dessen wie in Wellen daherkom-
menden Motiven sich in der Fanta-
sie des Hörers durchaus das dem
Titel entsprechende Meerespano-
rama einstellen kann.
Das besondere Einfühlungs-
vermögen des Duos für die Tradi-
tionslinie des Jazz schwingt in ih-
ren Versionen von Klassikern wie
„In Walked Bud“ von Thelonious
Monk und „Segment“ von Charlie
Parker mit. Mit nur wenigen Tö-
nen verstehen es die Protagonis-
ten, an die spannende Bop-Ära zu
erinnern und darüber hinaus einen
zeitgemäßen Bezug herzustellen.
Gerd Filtgen
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Jim H all, Charlie Haden
CHARLIE HADEN & JIM HALL
Impulse/Universal CD
(V
.Ö
.: 26.9.)
(76’)
1989
richtete das Jazzfestival Montreal dem Überbassisten
Charlie Haden eine achttägige Hommage aus. Don Cherry, Eg-
berto Gismonti, Geri Allen oder das Liberation Orchestra spiel-
ten dort mit ihrem alten Weggefährten Haden. Die Mitschnit-
te gingen als Montreal Tapes in die Jazzgeschichte ein. Jetzt
kommt ein Nachschlag, denn ein Jahr später stand Charlie Ha-
den dort noch einmal mit einem seiner Heroen auf der Büh-
ne, dem Stargitarristen Jim Hall. Und wieder ist aus dem Live-
Mitschnitt eine bemerkenswerte CD entstanden.
Vor allem deshalb, weil Haden und Hall zwar derselben
Generation angehören (Hall war nur sieben Jahre älter), aber
im Grunde eine diametral entgegengesetzte musikalische Bio-
grafie besitzen. Hall blieb stets dem warmen Halbresonanz-
ton verpflichtet, etablierte in den i
96
oer-Jahren die Gitarre als
virtuoses Soloinstrument, spielte mit Jimmy Giuffre, Bill Evans,
Ben Webster, Sonny Rollins, Oscar Petersen und begleitete die
große Ella Fitzgerald. Haden dagegen etablierte an der Seite
von Ornette Coleman hauptverantwortlich den Free Jazz, der
Halls harmonische und melodische Stoßrichtung vollkommen
auf den Kopf stellte.
Nichts davon ist freilich an diesem Abend zu spüren. Hall
und Haden swingen sich Funken sprühend durch Standards
wie „Bemsha Swing“, „Body And Soul“ oder „Skylark“, streu-
en sogar Colemans „Turnaround“ und eigene Stücke ein. Aber
wenn Haden zu seinem Soloausflügen abhebt, verlässt er die
vorgegebene Bahn, wandert sofort ins abstrahierend Modale
ab. Und ist ganz bei sich selbst. Die Aufnahme, die nun spät
genug beim wiedererstandenen Label Impulse erscheint, ist
durch den kürzlichen Tod Hadens (Hall war bereits im letzten
Jahr gestorben) zu einem posthum erklingenden Vermächtnis
geworden.
Tilman Urbach
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
S t r e a m i n g - U m s a t z
f a s t v e r d o p p e l t
N icht nur in den USA geht die Stream ing-N utzung
durch die Decke: Wie der Bundesverband M usikindus-
trie mitteilt, hat sich der Umsatz m it abo-basierten und
werbefinanzierten Stream ing-Diensten in Deutschland
von rund 30 Mio. Euro in der ersten Hälfte 2013 auf gut
57 Mio. Euro im ersten Halbjahr dieses Jahres nahezu
verdoppelt. Die Anzahl der gestreamten Titel legte im
Jahresvergleich von 2,8 Mrd. auf rund fünf Mrd. zu.
Aktuell stehen den Nutzern in D eutschland 15 lizen-
zierte M usik-Streaming-Dienste m it Flatrate-An gebot
zur Auswahl. Einer Umfrage zufolge wissen aber viele
M enschen in Deutschland noch gar nicht, was es m it
dem Stream ing genau auf sich hat. D a schlum m ert
also noch W achstumspotenzial. Auffallend ist, dass die
M usikindustrie stets sehr euphorisch über den Strea-
m ing-Boom berichtet. Aus ihrer Sicht scheint sich die
Sache also zu rechnen. Aus Künstlerperspektive stellt
sich das oft anders dar.
www.musikindustrie.de
Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
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M a n u K a t c h e
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Luca Aquino-Tore Brunborg-Jim Watson
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z w is c h e n ja z z u n d p o p
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h a n s a n d e r s s o n / b a s s
r o b e r t m e h m e t ik iz / d r u m s
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neue alben
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